Der Beginn unseres Clubs war der „Berliner Cowboy Club“ gegründet am 18. Mai 1939 von P.F.H. Überdieck und seinem Freund Robert Driest. Durch die politischen Umstände mussten sie als Club in den Untergrund gehen bis der Krieg zu Ende war. Ein Teil der Mitglieder gründeten unter parteilicher Aufsicht im Jahre 1941 in Berlin-Neukölln den „Cowboy Club Berlin“, der bei öffentlichen Veranstaltungen als „Club Deutscher Weidereiter“ auftrat. Nach Kriegsende wurden alle Clubs und Vereine verboten und aufgelöst. Bei der Neugründung hatte der „Cowboy Club Berlin“ den Vorteil, dass er im amerikanischen Sektor residierte. Dadurch war, Dank der Amerikaner, die Möglichkeit gegeben, den Club wieder anzumelden. Der alte Club von 1939 musste den Zusatz „Old Texas“ mit aufnehmen, sollte in seinen Zielen neutral sein, sich nicht politisch betätigen oder politische Gespräche führen. In einer kleinen Kneipe, in der Spandauer Innenstadt, wurde beschlossen, den Club als Verein in das Vereinsregister eintragen zu lassen. Der Eintrag erfolgte am 11. März 1950 unter dem heute bekannten Namen
„Cowboy Club Old Texas Berlin 1950 e.V.“
(CCOT Berlin 1950 e.V.)
1951 wurde Fritz Walter, besser bekannt unter dem Clubnamen “Ben Destry“ zum 1. Vorsitzenden gewählt. Bis zu seinem Tod im Jahre 2008 leitete er als Vereinsvorsitzender und Bürgermeister der „Historischen Westernstadt Old Texas Town“ den Verein.
Die ersten Treffen fanden im Vereinszimmer statt, bis ein Keller in einem zerstörten Mietshaus gefunden wurde und als Vereinsheim ausgebaut wurde. Später konnten sich die Mitglieder auf einem Geländestreifen, am Ufer der Spree, zusammenfinden. Dort wurde am Lagerfeuer Lieder gesungen, Musik gemacht und über Gott und die Welt philosophiert.
Mitte der fünfziger Jahre verfügte der CCOT dicht neben dem Kraftwerk Reuter über ein schön gelegenes Gelände. Hier entstand in mühevoller Kleinarbeit die „Lone-Star-Ranch“, die 1956 eingeweiht werden konnte. Das Clubhaus auf der Lone-Star-Ranch war im alten Texasstil erbaut, mit der typischen Veranda vor der Front. Das Innere diente als Versammlungsraum und beherbergte eine kleine Texasbar, das Marshall´s Office und einen Küchenraum. Die Wände waren stilvoll dekoriert, das dem Westernfreund das Herz lachte. Später ist ein „Bunkhouse“ dazugekommen, so dass man sich beim Betreten des Geländes nach Texas versetzt fühlte, wie amerikanische Gäste und Freunde des CCOT oft äußerten. Über den Gebäuden wehte die Lone-Star-Flag, die einsternige Flagge des Staates Texas, die ein Geschenk des Bürgermeisters der texanischen Stadt Fort Worth war.
John Justin jr. besuchte den Club im September 1961 und gründete in seiner Heimatstadt ein Komitee zur Unterstützung des CCOT. So gingen die Bande der Freundschaft und der Verständigung in viele Teile der USA. Die Mitglieder begeisterten das Publikum mit ihren Darbietungen bei Polizeisportfesten im Olympiastadium und bei Aufführungen in der Waldbühne. Mit der Zeit entstanden in mühevoller Handarbeit originalgetreue Kostüme. Einige sind heute noch im Museum zu bewundern. In den sechziger Jahren war der Cowboyclub Old Texas Mitveranstalter des deutsch- amerikanischen Volksfestes und zuständig für die Westernstadt am Platz. Aber als das Geld knapper wurde und die Häuser nur noch Fassade waren, haben sich Ben Destry und die Mitglieder zurückgezogen.
1968 musste der Verein einer Kraftwerkserweiterung weichen. Dank der Verhandlungen des damaligen 1. Vorsitzenden verpachtete die Firma Siemens dem CCOT 15000m² Brachland in der Paulsternstraße. Nicht einmal die Kleingärtner hatten Interesse an der „Wüste“.
Der Aufbau der Town Old Texas begann. Es wurden viele Entwürfe gemacht und wieder verworfen, bis der richtige Plan der Stadt geboren war. Der Abriss der alten Ranch und der Neuaufbau auf märkischem Sand konnte beginnen. Mit dem Pioniergeist von Einst karrten die Großstadt-Cowboys Mutterboden heran, pflanzten hunderte von Bäumen und Sträuchern und gründeten ihre Stadt. Holz und Steine wurden aus Abrisshäusern organisiert. Als in der Spandauer Weverstraße die alten fiskalischen Häuser abgerissen werden sollten, hatte unser Bürgermeister den Polier gefragt, ob wir die Fenster, Balken und andere Materialien haben könnten. Der Mann sagte ja und nach vier Wochen standen von dem Häuserkarree nur noch die Außenmauern. Jede Minute ihrer Freizeit haben Ben und seine Mitglieder für die Westernstadt geopfert, die Nächte unter provisorischen Dächern verbracht.
Am 05. Mai 1973 konnte „Mary´s Saloon“, benannt nach der Ehefrau Ben Destrys, eröffnet werden. Mit seinen 180 Sitzplätzen ist er das kulturelle Herz von Old Texas Town. Wie einst in Amerika wuchs die Stadt ständig. Viele originalgetreue Häuser entstanden, zum Beispiel das Courthouse, Jail, Bank of Texas, die Postkutschstation Wells Fargo, Fort Steuben mit dem Alamo-Denkmal und das Blockhaus. Aus dem märkischen Sand wurde ein Canyon aufgeschüttet in dem sich die mexikanische Cantina versteckte. Am Lagerfeuer konnte man der Musik lauschen.
Sehr schmerzhaft war der Verlust des Courthouses und des Stores, die leider am 03. Dezember 2002 einem Brand zum Opfer gefallen sind.
Der im April 2008 verstorbene 1. Vorsitzende und Bürgermeister Ben Destry baute sich aber wieder ein kleineres gemütliches Courthouse auf. In diesem Zusammenhang möchten wir unseren Ehrenbürgern Angelika und Norbert Billhardt (er ist leider schon verstorben) ganz herzlich für ihre Hilfe danken.
Für den Bau einer Mehrzweckhalle musste Baufreiheit geschaffen werden. Cantina, Hall of Historie, Fort Steuben und das Blockhaus wurden umgesetzt. Dann passierte erst einmal nichts. Seit Anfang Mai 2003 können unsere Gäste den Tequila wieder in einer mexikanischen Cantina genießen und dem Gesang der Nachtigall lauschen.
Am 28.April 2008 verstarb der langjährige 1. Vorsitzende und Bürgermeister Ben Destry. Ein „Neuer“ musste gewählt werden. Ralf Keber (Jack Hunter) übernahm nun die Führung in Old Texas Town.
Im September 2008 begann der Bau des „Siemensstadt-Parks“. Wieder kamen große Veränderungen auf uns zu. Der Friedhof, das Bergwerk, der Canyon und die Toilette gingen verloren. Eine neue Toilettenanlage entstand und rund um die Town entstand ein zünftiger Palisadenzaun. Bald gab es auch wieder einen Friedhof und den Canyon. Das neue Wahrzeichen von Old Texas Town ist das neuentstandene Eingangstor mit seinen beiden 7,50m hohen Türmen, die jeder Belagerung standhalten.
Das Bergwerk muss sich noch ein bisschen gedulden. Der letzte Wunsch von Ben war der Nachbau des Alamo. Die Fassade konnten wir im Juli 2015, anlässlich unserer 65. Jahr Feier, feierlich einweihen. Jetzt geht es an den Innenausbau.